Was geschah an Heiligabend 1909?

Auf der folgenden Abbildung ist auf den ersten Blick eine häufig vorkommende Behördenganzsachenkarte (Michel DP 41) zu sehen. Doch man sollte einen zweiten Blick auf den zur Entwertung verwendeten Stempel mit Kennbuchstaben “c” riskieren. Er wurde am 24. Dezember 1909 zwischen 12:00 Uhr und 13:00 Uhr im Postdienst eingesetzt.

Wer sich mit Stempeln des Riedlinger Postamtes in der Zeit von 1903 und 1920 beschäftigt, der weiß, dass in dieser Zeit aufgrund des angestiegenen Postaufkommens zeitgleich mehrere Stempel eingesetzt wurden. Diese Stempel waren zur Unterscheidung mit Buchstaben versehen. Seit 1903 ist ein Stempel mit Buchstaben “a” bekannt. 1906 wird die Zusatzbezeichnung “Württemberg” oder abgekürzt ”Württ.” in die Stempel aufgenommen. Es kommen nun Stempel mit den Buchstaben “a” und “b” zur Verwendung. Ab 1917 ist ein Stempel mit Kennbuchstaben “e” regelmäßig im Einsatz.

Aufgrund der fehlenden Buchstaben “c” und “d” ist zu vermuten, dass diese Stempel zwar existierten, jedoch nur auf Zeitungsquittungen, bei der Landpost oder im sonstigen Innendienst Verwendung fanden.

Möglicherweise wollten die Postbeamten am heiligen Abend 1909 rechtzeitig nach Hause, so dass der Stempel “c” ausnahmsweise als dritter Tagesstempel eingesetzt wurde.

Zu neuen Ehren kommt der Stempel “c” nochmals im 3. Reich und – wie oben abgebildet – in der Zeit der französischen Besatzung. Hier taucht er vereinzelt, wie auch sein Kollege “b” auf Briefen auf. Das letzte bekannte Stempeldatum datiert von 1953.

Post aus Amerika (Prussian-Closed-Mail) von 1856

Der unten gezeigte Brief wurde als Portobrief von Syracuse über New York, Aachen und Riedlingen nach Dürmentingen ausgeliefert. Auf der Strecke New York nach Achen wurde er mit der sogenannen “Prussian-Closed-Mail” transportiert.

 Prussian-Closed-Mail: Der Postvertrag von 1852 zwischen Preußen und den USA hatte das Ziel eine schnelle Postverbindung nach Nordamerika aufzubauen. Die Post wurde in geschlossenen Paketen, je nach Schiffslinie als amerikanisches oder britisches Paket, transportiert. Die Post für Süddeutschland wurde erst in Aachen (roter Ankunftsstempel) geöffnet.

Als Porto wurden, ob Franko- oder Portobrief, 30 Cent erhoben = 45 Kreuzer (Taxvermerk auf der Vorderseite). Davon erhielten die USA: 5 Cent Inlandsanteil und 18 Cent Überseeanteil, insg. 23 Cent (23 im New York-Stempel), Belgien erhielt 2 Cent, die restlichen 5 Cent waren Postvereinsporto.
Da bei dem oben gezeigten Brief ein weiterer Kreuzer als Botenlohn vom Postamt Riedlingen nach Dürmentingen erhoben wurde, erhielt der Brief die abschließende Taxierung ”46 x”, also 46 Kreuzer.

Neue Kategorie Riedlingen

Seit heute gibt es eine neue Kategorie Riedlingen auf unserer Webseite. Unter dieser Kategorie werden Sie, liebe Besucherinnen und Besucher, in Zukunft Beiträge über die Philatelie und Postgeschichte unserer Heimatstadt Riedlingen finden. Mitglieder unseres Vereins werden dazu die “Schätze” aus ihren Sammlungen vorstellen. Sie werden Interessantes über Briefe, Stempel, Ansichtskarten, etc. erfahren.